Start Europa Venedig: Ein Wochenende abseits touristischer Trampelpfade

Venedig: Ein Wochenende abseits touristischer Trampelpfade

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Venedig: Ein Wochenende abseits touristischer Trampelpfade

Die weltberühmte Lagunenstadt Venedig ist ein Touristenmagnet. Abseits von massiv frequentierten Hauptattraktionen, Souvenirkitsch und kriminell überteuerten Restaurants lässt es sich aber sehr romantisch und zu moderaten Preisen genießen. 

Ja, Venedig ist teuer und von Touristenmassen überlaufen. Wer rund um den Markusplatz oder im Bereich der Rialtobrücke unterwegs ist, wird während der Hauptsaison geradezu durch die schmalen Gassen geschoben. Das kann man sich aber getrost ersparen – denn auch die unbekannteren Teile Venedigs haben ihren Reiz. Und es ist durchaus möglich, die Ausgaben zu drosseln, ohne sich im Verzicht üben zu müssen. Hier unsere Vorschläge: 

# Venedig fast ohne Touristen  

Wer nicht zum ersten Mal in Venedig ist und touristische Musts wie Markusdom, Campanile oder Gondelfahrt bereits erledigt hat, tut gut daran, auch unbekanntere Grätzel anzusteuern. Besonders gut gefallen hat uns der Stadtteil Dorsoduro. Während sich riesige und bei den Venezianern verhasste Kreuzfahrtschiffe an dessen Häuserfront vorbeischieben, sind Touristen im Inneren des südwestlich gelegenen Bezirks vergleichsweise rar gesät. Und je weiter man von Attraktionen wie der barocken Kirche Santa Maria della Salute und der über den Canal Grande führenden Ponte dell’Accademia (die bei Romantikern besonders beliebt ist, weil man darauf Liebesschlösser aufhängen kann) nach Westen geht, desto weniger Menschen trifft man an. Ganz am östlichen Ende – beim Punta della Dogana alla Salute – kann man allerdings perfekt in der Sonne sitzen und den Ausblick auf die Lagune genießen.

Im Norden des Bezirks liegt zumindest seit 1161 die Kirche San Pantalon. Während in Venedig mittlerweile in jeder zweiten Kirche von Touristen Eintritt verlangt wird, ist das kurioserweise bei dieser nicht der Fall. Obwohl es an ihrer Decke mit „Martyrium und die Apotheose“ von Gian Antonio Fumiani eines der größten Leinwandgemälde der Welt zu bestaunen gibt. (Angeblich stürzte der Künstler nach Vollendung des Werks 1710 vom Gerüst zu Tode.) Nach dem Kunstgenuss kann man nur einen Steinwurf entfernt auf dem Campo Santa Margherita mit seinen zahlreichen Bars super entspannen. Wir haben hier etwa in der kleinen Cocktailbar Do Draghi einen Prosecco-Stopp eingelegt.

In Dorsoduro befinden sich auch unsere beiden Lieblingswein- und Cicchetti-Bars – die 1944 eröffnete Cantine del Vino Gia Schiavi (Fondamenta Nani, 992) sowie die nur wenige Meter davon entfernte Osteria Al Squero. Hier gibt es die besten Cicchetti (die venezianische Antwort auf Tapas) und echt gute Hausweine. Die Gäste der beiden Bars holen sich die Bestellung an der Theke ab und genießen sie bei Schönwetter draußen am Rio di San Trovaso. Die Gondel-Reparaturwerkstatt vis-a-vis der Osteria (Squero San Trovaso) ist dabei beliebtes Fotomotiv. Nur ein Tipp: Beim Al Squero sollte man es nicht zu eilig haben, die Schlange vor der Theke (bzw. vor der Toilette) ist mitunter rekordverdächtig. Am Abend wirken die dunklen und zum Teil menschenleeren Plätze und Gassen Dorsoduros geradezu gespenstisch. Lässt man sich davon aber nicht abschrecken, kann man hier sehr gut und für Venedig ungewöhnlich günstig essen gehen. Wir können etwa das Local San Basegio am gleichnamigen Campo sehr empfehlen. 

Verliebt haben wir uns auch in Teile von Cannaregio im Norden der Stadt. Insbesondere in das jüdische Viertel. An der Fondamenta dei Ormesini reiht sich ein Lokal an das nächste. Von der Weinbar angefangen, über Trattorias und Osterias, bis hin zu netten kleinen Cafes. Besonders nett war’s im Al Timon, wo die Cicchetti nur 1 Euro und der Hauswein 2,50€ kosten. Weil die Häppchen hier gar so günstig sind, bekommt man pro Bestellung nur drei pro Person und muss dazu was zu trinken bestellen. Hat man die Schlange vor der Bar aber erst einmal hinter sich, lässt es sich im Schanigarten oder auf einem zur Sitzfläche umgebauten Boot vor der Tür aber prima in der Sonne sitzen und genießen. 

In Cannaregio befindet sich übrigens auch eine der wenigen kostenlosen Attraktionen der Stadt: Venedigs engste Gasse, die Calle Varisco. Mit etwa einem halben Meter Breite wird sie für fülligere Touristen zur Herausforderung. 

Nicht wahnsinnig überlaufen sind weiters der malerische kleine Campo Santa Maria Nova, auf dem man nett frühstücken kann, der etwas stärker frequentierte Campo Santa Marina sowie der Campo San Zanipolo im Nordosten der Stadt. Auch hier zahlt sich ein Bar-Hopping wirklich aus. 

# Günstig essen und trinken

Wer sich gern durch vielfältige kalte und warme Häppchen kostet und nichts gegen etwas einfachere Hausweine hat, ist in Venedig im Paradies. In sehr vielen Lokalen werden Cicchetti angeboten: verschieden belegte Brötchen, frittierte Meeresfrüchte oder knusprige gefüllte Reisbällchen. Will man den günstigeren Vino della Casa bestellen, ordert man „Ombra“ – also einen Schatten. Das ist in Venedig die Bezeichnung für ein kleines Glas vom lokalen Wein. Besonders stimmungsvoll lässt sich das in den zahlreichen mehr oder weniger rustikalen Bacari (Gaststätten) der Stadt genießen.

Einige davon befinden sich natürlich an massiv frequentierten Touristenpfaden, andere liegen dagegen etwas abgelegen und werden auch von Einheimischen geschätzt. Zu ersterer Kategorie gehört zwar die Cantina Do Mori im Stadtteil San Polo unweit der Rialtobrücke – die stimmungsvolle kleine dunkle Bar, die zu den ältesten Bacari Venedigs zählt, sollte man aber trotzdem gesehen haben. Zumal der Hauswein echt gut ist.

In vielen Lokalen Venedigs gibt es zudem zwei Preiskategorien – wer sich für den Lokalteil mit Service entscheidet, zahlt etwas mehr als diejenigen, die mit einem Platz an der Wand oder vor dem Lokal vorliebnehmen. Es zahlt sich daher aus, an der Theke „Al Banco“ zu bestellen – also ohne Service. Insbesondere bei mehreren Cicchetti, die im Schnitt 1,50 bis 4,50 Euro kosten, summiert sich das. Apropos an der Bar bestellen. Wer dort auch gleich konsumiert, kommt in Venedig oftmals günstiger.

Besonders zu empfehlen ist das am Markusplatz, wo ein Cappuccino im ältesten Cafe Italiens, im Caffe Florian, eigentlich 10,50 Euro kostet (immerhin zahlt man die Musiker mit, die im Schanigarten mit Sicht auf Campanile und Markusdom Klassikern der Unterhaltungsmusik zum Besten geben). Ordert man dasselbe aber drinnen an der Bar, zahlt man „nur“ noch die Hälfte. Was man definitiv tun sollte, denn der Cappuccino ist hier hervorragend. Im gegenüber liegenden 1775 gegründeten Caffe Quadri verhält es sich punkto Preispolitik genauso. Und wenn man tatsächlich draußen auf dem Markusplatz ein Glas Wein oder einen Kaffee genießen möchte, dann ist es ratsam sich einen Schanigarten ohne Musikkappelle auszusuchen – so fällt zumindest der Musikbeitrag weg.

Nicht ganz so gediegen ist ein Weingeschäft in der Calle del Mondo Novo. Dort kann man zwar nichts verkosten, aber unpackbar billig einkaufen. Die Weine werden aus Glasballons in Plastikflaschen umgefüllt und der Kunde zahlt für die gewünschte Maßeinheit. Der günstigste Weißwein ist mit 2,50€ pro Liter angeschrieben. 

# Kostenlose Aussicht

Wer Venedig von oben sehen will, kann sich natürlich vorm Campanile oder vor dem noch immer als Insidertipp geltenden Turm auf der Insel San Giorgio Maggiore anstellen (und ja, der Ausblick ist von beiden auch wirklich toll).

Es geht aber auch schneller. Und gratis. Auf dem Luxuskaufhaus Fondaco dei Tedeschi direkt bei der Rialtobrücke befindet sich nämlich eine Aussichtsterrasse, von der man einen großartigen Blick über die Stadt und den Canal Grande genießen kann. Die Benützung ist zwar kostenlos, man muss via Internet allerdings ein Zeitfenster reservieren. Auf der Plattform hat man dann 15 Minuten Zeit, um die Aussicht zu genießen und Fotos zu machen. 

# Sparen beim Gondelfahren 

Die Tarife für die weltberühmten Gondelfahrten sind zwar Fixpreise, günstiger kommt man aber vor 19 Uhr. Denn bis dahin kostet die 30-Minuten-Fahrt 80 Euro, am Abend zahlt man dann 100. Charmant verhandeln kann sich allerdings auszahlen. Gerät man an einen netten Gondoliere (oder einen, der sein Tagessoll noch nicht erreicht hat), nimmt er einen vielleicht auch am Abend um 80 Euro mit. Die Fahrt durch enge Kanäle ist übrigens um einiges romantischer als die auf dem großen Canal Grande mit seinem dichten Schiffsverkehr. 

# In der Nachbarschaft

Keine Regel ohne Ausnahme. Hin und wieder muss man Menschenmassen in Kauf nehmen. Wenn man etwa den Hausstrand der Venezianer am Lido gesehen haben will (ein Mal reicht, im mondänen Seebad liegen die Badegäste nämlich zu Tausenden im heißen Sand). Oder wenn man einen Tagesausflug auf die berühmte Glasbläserinsel Murano machen möchte. Letzteres haben wir ausgelassen und uns stattdessen für die Nachbarinsel Burano mit ihren bunten Häuschen an malerischen kleinen Kanälen entschieden. Wie Murano gibt es auch hier ein spezielles Erzeugnis – und zwar Spitzenstickereien. Die werden einem zwar an buchstäblich jeder Straßenecke angeboten, die besonders günstigen sind aber aus Asien importierte Mogelpackungen.   

Hier ein paar weitere Impressionen: