Start Europa Wein und Cicchetti in Venedig: Die besten Bacari und Pubs

Wein und Cicchetti in Venedig: Die besten Bacari und Pubs

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Wein und Cicchetti in Venedig: Die besten Bacari und Pubs

Abseits vom Markusplatz, Rialtobrücke und anderen Touristenattraktionen lässt sich Venedig auf sehr entspannte Weise entdecken. Wer Wein und Cicchetti liebt, kommt in einer Vielzahl an Bacari voll auf seine Kosten. Zudem gibt es immer mehr Pubs, in denen Craft Beer gezapft wird. Wir haben beliebte und auch weniger bekannte Bars getestet.

Wer sich gern durch kalte und warme Häppchen kostet und nichts gegen einfache Hausweine hat, ist in Venedig im Paradies. In sehr vielen Lokalen werden zum Wein Cicchetti angeboten: die venezianische Antwort auf spanische Tapas – belegte Brötchen, frittierte Meeresfrüchte oder knusprige gefüllte Reisbällchen. Will man den günstigeren Vino della Casa bestellen, ordert man in den Weinstuben, den Bacari, „Ombra“ – also einen Schatten. Das ist in Venedig die Bezeichnung für ein kleines Glas vom lokalen Wein.

Besonders stimmungsvoll lässt sich das in den zahlreichen Bacari (Weinstuben) der Stadt genießen. Einige davon befinden sich natürlich an massiv frequentierten Touristenpfaden, andere liegen dagegen etwas abgelegen und werden auch von Einheimischen geschätzt. Hier unsere Favoriten:

# Der Klassiker

Zur Kategorie „Touristenattraktion“ gehört zwar die Cantina Do Mori (Campo S. Polo, 429) unweit der Rialtobrücke. Die stimmungsvolle kleine dunkle Bar, die zu den ältesten Bacari Venedigs zählt, sollte man aber trotzdem gesehen haben. Zumal der Hauswein (um doch recht stolze 3€ das Glas) echt gut ist. Die Auswahl an Cicchetti ist zwar überschaubar – dafür sind sie gut und mit 1,80 bis 2 Euro vergleichsweise günstig. Und sofern man nicht gerade das Pech hat, das Lokal gerade mit einer Touristengruppe teilen zu müssen, ist es sogar richtig gemütlich.

# Der Publikumsmagnet

Verlässt man das Do Mori durch die Hintertür, steht man quasi im Mini-Gastgarten der Bar All‘ Arco (Campo S. Polo, 436). Wir haben es allerdings nicht hinein geschafft. Denn die winzige Wein- und Cicchetti-Bar wird während der relativ kurzen Öffnungszeiten von 9 bis 14:30 Uhr regelrecht von Gästen gestürmt. Uns anzustellen, war uns trotz Neugier zu stressig – und als wir später wiederkamen, waren die Vitrinen geradezu leergegessen. Dürfte also gut sein. Sollte die Schlange vor dem Tresen ein anderes Mal kürzer ist, holen wir die Bar jedoch sicher nach.

# Die Bobo-Bars

Unsere beiden Lieblingswein- und Cicchetti-Bars – die 1944 eröffnete Cantine del Vino Gia Schiavi (Fondamenta Nani, 992) sowie die wenige Meter entfernte Osteria Al Squero – befinden sich im etwas ruhigeren Stadtteil Dorsoduro unweit der Ponte dell‘Accademia. Hier gibt es unserer Meinung nach die besten und kreativsten Cicchetti und echt gute Hausweine. Für die Häppchen zahlt man in der Cantine je nach Belag 1,50 bis 4,50€, dafür kostet ein Ombra nur 1€. In der Osteria legt man dagegen für den Vino della Casa 2€ hin und für die Cicchetti einheitlich nur 1,50€. Die Gäste der beiden Bars holen sich die Bestellung jeweils an der Theke ab und genießen sie bei Schönwetter draußen am Rio di San Trovaso.

# Der Geheimtipp

Wer selbst zur Hauptsaison den Touristenmassen aus dem Weg gehen will, dem sei das jüdische Viertel ans Herz gelegt. An der Fondamenta dei Ormesini reiht sich ein Lokal an das nächste. Von Weinbars, über Trattorias und Osterias, bis hin zu netten kleinen Cafes. Besonders beliebt ist das Al Timon, wo die Cicchetti 1 Euro und der Hauswein 2,50€ kosten. Weil die Häppchen hier gar so günstig sind, bekommt man pro Bestellung nur drei pro Person und muss dazu was zu trinken ordern. Hat man die Schlange vor der Bar erst einmal hinter sich, lässt es sich im Schanigarten oder auf einem zur Sitzfläche umgebauten Boot vor der Tür aber prima in der Sonne sitzen und genießen.

# Unsere Entdeckung

Der Hashtag mag übertrieben wirken, denn das Un Mondo di Vino (Fondamenta Trapolin, 5984A) liegt alles andere als abseits der touristischen Trampelpfade und wurde auch schon von Tausenden anderen „entdeckt“. Und dennoch ist die Weinbar mit Straßenverkauf nie gerammelt voll und wird auch von Einheimischen geschätzt. Wir kommen immer wieder gern her, weil die Auswahl an kalten und warmen Imbissen (1,50 bis 6€) ebenso groß ist wie die Weinkarte. Vom Hauswein (2,40€) gibt es übrigens mehrere Sorten.

# Die Lokaltour

Und weil wir schon bei unseren Lieblingsplatzerln sind: Nur wenige Meter von der Rialtobrücke entfernt, liegt eine Reihe kleiner Bars – mit relativ großen Schanigärten zum Canal Grande hin. Man kann sich Getränke und Häppchen aber auch an der Theke abholen und im Schatten der Arkaden auf der Rückseite genießen. Stellvertretend für die benachbarten Lokale, die sich hervorragend für eine Mini-Pub-Tour eignen, sei die Naranzaria (Sotoportego del Bancogiro, 130) genannt. Wegen der günstigen belegten Brötchen und gefüllten Polpetti (1,50€) besonders beliebt ist aber auch die Bar Al Merca (Campo Bella Vienna, 213). Hier muss man allerdings mit einer längeren Schlange vor dem Verkaufstisch rechnen. Und die Bar hat tagsüber auch nicht durchgehend geöffnet. Den Straßenverkauf gibt’s Montag bis Samstag von 10 bis 14:30 Uhr und dann wieder von 18 bis 20 (freitags und samstags bis 21:30), sonntags ist Ruhetag.

# Das Beisl

Die allerwenigsten Touristen kennen wohl die Osteria alla rampa (Salizada Sant’Antonin, 360), die zugegebenermaßen den Charme eines Bahnhofsbeisls hat. Ohne Bahnhof halt. Dafür mit rustikalem rotem Sportcafe-Mobiliar, mitten im Raum gelagerten Bierfässern und witzig bunt zusammengewürfelter Wanddekoration. Wir mögen die kleine Bar trotzdem und schauen bei jedem Besuch auf ein paar Stamperl vom billigen Hauswein vorbei. Die Cicchetti beschränken sich hier auf ein paar belegte Brötchen und auf zwei große Gläser Essiggurkerl bzw. Perlzwieberl. Dafür ist man meist unter sich und fast immer der einzige Nicht-Venezianer. WLan ist hier übrigens noch nicht erfunden.

# Das Abgelegene

Nicht minder urig ist das in Venedig berühmte Bacareto da Lele (Fondamenta dei Tolentini, 183) bei der Kirche San Nicola da Tolentino westlich des Stadtzentrums. Der Hauswein in rekordverdächtig kleinen Gläsern und die Häppchen sind billig und vor dem Lokal lässt es sich prima in der Sonne am Kanal sitzen. Etwas weit vom Schuss ist die Bar halt. Außer man kommt gerade mit dem Zug in Santa Lucia an – dann wäre die Ponte della Costituzione der schnellste Weg zum ersten Ombra.

# Die Exoten

Wer Bier dem Wein vorzieht, wird in Venedig ebenfalls fündig. Zum Beispiel im angeblich ältesten Pub der Stadt – dem Devils Forest Pub (Calle dei Stagneri O de la Fava) unweit der Rialtobrücke, wo stilecht Guinness-Beer und andere Biersorten (unter anderem Gösser) aus den Zapfhähnen fließen und internationale Fußballspiele über die TV-Schirme schimmern. Dazu gibt’s Snacks wie Toast. Guinness und Co. wird auch im Inishark Irish Pub (Calle del Mondo Novo, 5787) gefrönt.

# Craft Beer

Fans von IPA, Pils, Weißbier und Co. kommen unter anderem in der Il Santo Bevitore-Craft-Beer-Bar (Fondamenta Diedo) voll auf ihre Kosten. Außer einer Vielzahl internationaler Kreativbiere gibt’s hier Cicchetti und Knabbereien. Der einzige kleine Nachteil: Leider kann man nicht mehrere Biere in kleinerer Menge parallel verkosten. Dafür sitzt man draußen vor dem Lokal sehr schön am Rande des Kanals in der Sonne.

Ein Tipp noch: In vielen Lokalen Venedigs gibt es zwei Preiskategorien – wer sich für den Lokalteil mit Service entscheidet, zahlt etwas mehr als diejenigen, die mit einem Platz an der Wand oder vor dem Lokal vorliebnehmen. Es zahlt sich daher aus, an der Theke „Al Banco“ zu bestellen – also ohne Service. Insbesondere bei mehreren Cicchetti, die im Schnitt 1,50 bis 4,50 Euro kosten, summiert sich das.