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Millstätter See: Der Weg der Liebe geht durch den Magen

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Millstätter See: Der Weg der Liebe geht durch den Magen

Wir haben ein verlängertes Wochenende in Kärnten verbracht. Eine Nacht in Klagenfurt am Wörthersee und zwei weitere am malerischen Millstätter See. Letzterer empfiehlt sich nicht nur zum Baden und Wandern, sondern auch für Feinschmecker. Neben Hauben-Restaurants finden sich in Millstatt und Umgebung coole Bars, urige Buschenschanken und gastronomische Geheimtipps. Hier unsere ganz persönlichen Highlights.

# Für Feinspitze

Für ein romantisches Abendessen direkt am See wurde uns von Einheimischen das Hotel See-Villa in Millstatt empfohlen. In dessen von Falstaff ausgezeichnetem A-la-Carte-Restaurant verwöhnt Küchenchef Christian Unterzaucher mit einem Mix aus moderner internationaler und traditioneller regionaler Küche. Wobei er vor allem auf fangfrischen Fisch und Wild aus der hauseigenen Jagd setzt. Wir waren jedenfalls begeistert. Das Carpaccio vom Reh mit Parmesan, Rocola und Walnussöl (14,40€), die Kürbiscremesuppe mit Kernöl (7€), das zart gegrillte Hühnerfilet auf Steinpilzrahm mit Erdäpfellaibchen und Gemüse (18,90€) sowie das rosa Filet vom Hirschrücken mit Kokosschaum, Roter Rübe und Pumpernickelbiskuit (28,90€) haben uns vollends überzeugt. Ganz zu schweigen von der umfassenden Weinkarte. Wer einen Tisch auf der Seeterrasse haben möchte, sollte allerdings rechtzeitig reservieren.

Den romantischen Rahmen direkt am Millstätter See und Kulinarik auf Hauben-Niveau fanden wir auch im Hotel Seefischer in Döbriach vor. Mittags ist das Restaurant am kleinen Yachthafen für die Allgemeinheit geöffnet, abends bleibt es Hausgästen vorbehalten. Wir saßen hier erste Reihe fußfrei am Wasser und beobachteten beim Essen Schwäne und Segler. Gegessen haben wir Beef Tatar, Frittatensuppe und Kärntner Laxn (Seeforelle). Für Biertrinker empfehlen sich die Kreationen aus der lokalen Brauerei Shilling.

Apropos Forelle. Eine absolute Entdeckung war für uns der kleine Fischimbiss im Garten in Dellach. Defacto handelt es sich zwar wirklich „nur“ um einen Imbissstand bzw. Fischverkauf mit einigen Sitzplätzen. Allerdings in traumhafter Lage mit Blick über den Millstätter See. Auf der Karte stehen sowohl Fisch im Ganzen (Saibling, Forelle oder Reinanke mit Erdäpfel- und Blatsalat, Knoblauchsauce und Weißbrot um 15,90€), als auch Seefischburger (6,90€), saure Räucherfischsulz (10,90€) oder Räucherfischbaguette (7,90€).

Wären wir an diesem Tag nicht noch abendessen gegangen, hätten wir uns kreuz und quer durch die Karte gekostet. Denn die Qualität der Speisen ist wirklich phänomenal. Da der Imbiss jedoch nur von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 14 Uhr und dann wieder von 16 bis 20 Uhr geöffnet ist, muss man ohne Reservierung wirklich Glück haben, einen freien Platz zu ergattern. Geheimtipp ist die Location offensichtlich keiner mehr.

Fein essen kann man am Millstätter See diversen Berichten zufolge auch beim Metzgerwirt in Radenthein, wo der gelernte Fleischhauer Emanuel Stadler mit Vorliebe Innereien, Flusskrebse und Käntner Fisch zubereitet. Dorthin haben wir es aber ebenso wenig geschafft wie ins Moerisch in Seeboden, wo Haubenköchin Julia Kerschbaumer ebenfalls auf Fisch und Wild setzt. Besonders ans Herz gelegt wurden uns zudem der als „Villa Kuriosa“ bekannte Kleinsasserhof über Spittal an der Drau sowie die Villa Verdin in Millstatt. Da uns leider auch dafür die Zeit fehlte, haben wir uns vorgenommen, beides bei unserem nächsten Besuch nachzuholen.

# Bodenständig

Wer wie wir gute Weine, Craft Beer und Antipasti liebt, sollte auch in der Greißlerei in Millstatt vorbeischauen. Greißler Mario Egger betreibt den kleinen Feinkostladen mit viel Liebe zum Detail und serviert regionale Produkte vom Biobauern bzw. direkt aus dem See. Dass der Schanigarten direkt neben der Straße liegt, mindert die Gemütlichkeit zwar ein bisschen. Punkto Qualität gibt’s aber nichts zu meckern. Zudem vermietet Egger Picknick-Boote für romantische Ausflüge zum romantischen Südufer des Sees (65€ für drei Stunden). Geöffnet ist die Greißlerei Montag bis Samstag, von 9 bis 21 Uhr.

Sozusagen ein Must-see ist die Buschenschenke Höfler in oder besser gesagt: über Millstatt. Hat man den urigen Mostheurigen erst einmal gefunden, offenbart sich vom Schanigarten aus ein toller Ausblick über den Millstätter See. Dazu gibt’s manchmal Live-Blasmusik – als wir dort waren, gab etwa ein Quartett rustikale Coverversionen internationaler Popklassiker zum Besten. Auf der Speisekarte stehen ebenfalls Klassiker: Brettljause (9,50€), Schweinsbratenbrot (4,50€) oder Saure Sulz (klein: 4,80, groß: 6,80€). Geschmacklich 1A!

# Am Wasser

Wer beim Spritzertrinken die Füße in den Sand stecken will, dürfte dem auffälligen Kap4613 in Millstatt etwas abgewinnen können. Die Pyramide mit Steg-Schanigarten auf den See hinaus ist Bistro, Cocktaillounge und Frühstückslokal in einem. Ohne Reservierung macht es aber kaum Sinn, vorbeizuschauen. Und selbst für eine gelungene Reservierung braucht man viel Glück oder entsprechend viel Vorlaufzeit. Wir haben hier nur deshalb einen freien Tisch gefunden, weil wir am Sonntagnachmittag – bei brütender Hitze – auf ein Getränk vorbeigeschaut haben. Und selbst da, war das Lokal gut besucht. Ganz nachvollziehen können wir den Hype allerdings nicht. Durch die ungewöhnliche Location und die auf Sandboden stehenden Gartenmöbel kommt zwar so etwas wie Strandfeeling auf. Wahnsinnig gemütlich fanden wir’s im Kap aber nicht.

Ganz im Gegensatz zu Franzis Treff am See neben dem Strandbad Millstatt. Während im Kap die Schönen und Coolen an ihren Cocktails schlürfen, stößt bei Kantinenwirtin Franzi die Millstätter Dorfjugend mit Bier und Spritzer an. Touristen sind hier eher eine Ausnahmeerscheinung. Auf der Karte stehen klassische Strandbadsnacks, Hugo, Aperol und eben Bier und Wein (den sich die resolute Franzi mit 3,30€ fürs Achtl auch ganz schön zahlen lässt). Wegen der Kulinarik kommt man aber eh nicht her. Sondern wegen der wirklich wunderbaren Lage am See. Wir genossen hier am Samstagabend den Sonnenuntergang. Wirklich traumhaft!! (Sperrstunde ist übrigens erst, wenn es Franzi nicht mehr freut.)

# Auf der Alm

Wir wollen aber nicht den Eindruck erwecken als wären wir nur zum Essen und Trinken am Millstätter See gewesen. Ein paar Kalorien haben wir schon verbrannt. Und zwar bei mehr als 30 Grad auf dem „Weg der Liebe/Sentiero dell’Amore„. Der führt auf der Millstätter Alm von der Schwaigerhütte, über Alexanderhütte und Millstätter Hütte, bis zum Granattor und zur Lammersdorfer Hütte. Zwischen den Stationen laden sieben Plätze dazu ein, sich Gedanken über die Liebe in all ihren Facetten zu machen. Für den 8,5 Kilometer langen Fußmarsch braucht man je nach Pausenlänge etwa sechs Stunden – wobei sich insbesondere auf Alexander- und Millstätter Hütte eine Rast lohnt.

Da es sich bei der Wanderung um keinen Rundweg handelt, muss man gegebenfalls das Nockmobil rufen, um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen. Dieses ist allerdings sehr gefragt und unserer Meinung nach auch zu teuer. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen Stück des Weges zurückzugehen, um zu Fuß wieder zu unserem bei der Schwaigerhütte abgestellten Auto zu gelangen.

Für ein romantisches Picknick bei Sonnenuntergang empfiehlt sich der Sternenbalkon. Ausgangspunkt dafür ist der Alpengasthof Bergfried (Gschriet 19, 9702 Ferndorf). Dort erhält man für 49€ einen Picknickkorb für zwei, mit dem zum Sternenbalkon spaziert. Der Name des Stegs hoch über dem Millstätter See leitet sich von der Spiegelung der Sterne im Wasser ab.

# Kulturgenuss

Heuer fiel es Corona-bedingt ja leider aus. In normalen Jahren wird Döbriach für ein Wochenende Anfang August aber traditionell zum Mekka für Stonerrock-, Sludge-, Punk- und Metalfans. Zum legendären „Sauzipf Rocks„-Underground-Festival kommen Musikliebhaber aus dem In- und Ausland. Jetzt kann man sich das kaum vorstellen. Das kleine Gelände ist verwildert, vor der Bühne steht das Gras einen Meter hoch und die Gastrostände sind verwaist. Laut Homepage arbeiten die Veranstalter aber bereits an einem „fulminanten Sauzipf Rocks 2021“. Man darf gespannt sein.

# Übernachten

Quartiere gibt es in Millstatt natürlich viele. Ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis hatten wir aber im familiär geführten Hotel Nikolasch, das wir über booking.com gebucht haben. Das Haus, das wie eine Mischung aus Hotel New Hampshire und Villa Kunterbunt wirkt, mag zwar in die Jahre gekommen sein. Drei Generationen der Familie Nikolasch bemühen sich aber, den Aufenthalt für die Gäste so angenehm wie möglich zu machen. Das Service ist wirklich gut. Zudem gab es beim Sektfrühstück am Sonntag einen wunderbaren Kaiserschmarrn. Haustiere sind hier willkommen. Und zum Hotel gehört außerdem ein kleines Seebad (das man mit entsprechender Einweisung auch relativ leicht findet). Dort gibt es für jeden Hotelgast ein Garderobenkastl und ausreichend Liegestühle.

Unser Resümee: Es gäbe noch viel zu entdecken. Drum kommen wir gerne wieder.

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